vier sind mal welt

WELTREISE ALS FAMILIE – UND DANACH?

 


Achtung: langer Bericht, bitte holt ein Pausenbrot! Die nächsten Posts werden kürzer. Und: meine Fotos sind nicht chronologisch. Und völlig unbearbeitet, aber, ok. für den ersten Eindruck muss es reichen. Ich lerne noch! Bitte Nachsicht!

Warum machen wir das eigentlich? Und was genau machen wir hier überhaupt? Diese Frage haben Frank und ich uns gestellt, als wir den 22. (oder 28.?) Umzugskarton packten. Den neunten Müllbeutel runtertrugen. Die elfte Schublade aussaugten. Und uns dabei durch den Kopf ging, dass wir noch die restlichen Medikamente besorgen, Antonias Schulunterlagen durchsehen, Ausweise einscannen und ausdrucken, Freunde wegen Antonias Zeugnis und für die Schulanmeldung zur weiterführenden Schule instruieren, das Auto in eine Garage fahren und abmelden, den Kühlschrank abtauen und Sachen für die Reise zurechtlegen müssen. Am Abend vor der Abreise wurden wir beide so krank, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. Die Mädchen waren fit. Und aufgeregt. 

Völlig verschnupft und entkräftet fahren wir am 2. Advent zum Flughafen, um beim Umsteigen in Frankfurt festzustellen, dass die Zeit verdammt knapp ist für den Flieger nach Johannesburg. 50 Minuten sind am Frankfurter Flughafen lachhaft.  Der Grenzbeamte hält uns auf, als wir erzählen, dass wir nicht nur nach Johannesburg fliegen, sondern auch nach nach Südostasien und Neuseeland und…naja, eine Weltreise machen. „Echt? Sie alle zusammen? Auf einer echten Weltreise? Darf ich mal fragen was sowas kostet?“ usw. Wir werden bereits per Lautsprecher ausgerufen, als wir durch die Passkontrolle durch sind, rennen, noch 22 Gates, schaffen wir, los Mädels, die Mädels lachen, großer Spaß auf den Laufbändern, aber wir schwitzen, wir Alten. Als wir ankommen, ist das Gate leer. Eine Frau im Outfit der Fluglinie winkt uns mit einem weißen Taschentuch und seufzt erleichtert auf: „Wie schön, dass sie es noch geschafft haben! Dann können wir gleich starten.“ Wir gehen durch den Finger und stehen vor der verschlossenen monströsen Tür des A380. Hier wollen wir rein. Machen Sie auf, bitte! Dahinter wird gestikuliert, das können wir durch die kleine Scheibe der galaktischen Tür sehen. Sollen wir sie reinlassen oder nicht? – Sie lassen uns rein… 

 25 Grad und Sonnenschein bei Johannesurg. Nach drei Stunden Fahrt plötzlich schwarzer Himmel  und 12 Grad. Denn wir schrauben uns langsam hoch Richung Drakensberge. Völllig übermüdet nehmen wir die ersten Eindrücke wie in Trance wahr: Frauen, die Eimer auf dem Kopf tragen, barfüßige Kinder, die mit Plastikflaschen kicken, Männer, die Gras sensen. Und Townships. Wir gucken, fahren und verfahren uns. Die Straße wird immer schmaler, Hütten am Rand, Ziegen und Hühner auf der Straße, viele Kinder.  Wr fahren im Schritttempo und je weiter wir fahren, umso zerrupfter werden die Hütten undumso größer die Schaglöcher. Pllötzlich geht nichts mehr. Sackgassse. Die Kinder lachen. Wir lachen zurück. Etwas gequält. Müde. Erschlagen. Überwältigt ob der Eindrücke. 

Als wir endlich Dullstroom in knapp 2000 Meter Höhe erreichen, wird es schon dunkel. Und es schüttet wie aus Eimern. Der Himmel  ein Blitz nach dem anderen zuckt am Himmel. Gespenstisches Szenario. Und beeindruckend zugleich. Ich frage nach unserer Unterkunft. Man erkennt wegen des sintflutartigen Regens die Straße kaum geschweige denn die Häuser. Und wieder die Frage: warum machen wir das eigentlich? Wir könnten jetzt auch gemütlich im Trockenen zu Hause auf dem Sofa sitzen. Den Schlüssel für die Unterkunft haben wir, Erleichterung, doch dann geht das Gate nicht auf. Also wieder zurück. Im Restaurant wo wir den Schlüssel bekommen haben, brennen mittlerweile überall Kerzen und Gaslampen und im Kamin flackert ein Feuer. Der Wirt sagt: „Sorry, der Strom ist ausgefallen.Warten Sie einen Moment. Trinken  Sie etwas wenn Sie mögen und essen Sie, in einer halben Stunde werden wir wieder Strom haben.“ Die Mäddels sind happy. Spielen Abklatschreime vor dem Kamin, bekommen Kuscheldecken gereicht und ihr Lieblingsessen. Frank und ich trinken Rotwein, keine Musikbeschallung. Kein Lärm. Nur das Knistern vom Kamin. Menschen, die leise sprechen und ein großes Gefühl von  Glück. Kurz darauf geht das Licht wieder an, Musik ertönt und Hektik macht sich breit. Das Gewitter ist vorbei. Der Moment der Stille auch.

 

Seit gestern Abend wieder eine völlig andere Welt. Durch die Drakensberge in unsere Lodge am Blyde River Canyon. Die letzten sechs Kilometer geht es durch dschungelartige Landschaft über eine schmale rotstaubige Schotterpiste. Überall Schilder mit der Aufschrift „Danger, wild animals“. Endlich kommen wir an das erste Gate. Dann das zweite. Und haben unsere afrikanische Lodge erreicht. Zebradecken, duftende Blüten überall- Safarifeeling obwohl wir noch gar nicht in einem Nationalpark sind. Seltsame Vogelstimmen (ich suche den Lautsprecher im Baum, finde aber keinen….). Im Fluss beim Pool direkt vor unserem Eingang sollen Krokodile und Nilpferde schwimmen. Helen möchte sie gerne füttern. Davon haben wir ihr abgeraten… Antonia will schreiben. Macht sich zuerst Notizen, dann tippt sie bis spät abends alles ein. (Siehe Foto). Und führt erste Gespräche auf Englisch. Außerdem hat sie erste Lektion Deutsch heute absolviert. Morgen ist Mathe dran. -26Grad im Schatten. Eindrücke einsaugen. Gesunden. Genießen.  Reisen- wir fangen langsam an einzutauchen in dieses wunderbare, seltsam andere Leben.

 

 

 

3 Gedanken zu “Fertig in die Welt

  1. Anke sagt:

    Liebe Bettina, großartig, was Ihr da macht…. und hier brennen die 2 Adventskerzen und man ist Euch trotzdem sooo nah. Es ist grandios, was die Kinder da mit Euch erleben… Ich fiebere schon Eurem nächsten „Bericht“ nach… echt aufregend, toller als jedes Buch….
    Tausend Küsse und Grüße aus Hamburg…
    Deine Anke (Schaubrenner) weisst schon….

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    1. Hier singen – whow, Anke, das wär’s! Du würdest Dich hier wohl fühlen bei all der Farbenpracht und Stimmenpower! Und dann die wilden Tiere…ja. Passt.
      Ich öle schon mal mein Stimmorgan im Gospelgottesdienst für unsere nächsten Abende ab Sommer… Freu!

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  2. Silke sagt:

    Nein, die sollen doch gar nicht kürzer werden, Deine Kommentare! Toll, dass sie die Flugzeugtuer wieder aufgemacht haben fuer euch! Dicke Umarmung an Euch alle!

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