Neuseeland, nicht nur ein Wunder an Natur, sondern auch: ein ganz grooooßer Kinderspielplatz. Wenn Pipi Langstrumpf nicht zufällig in Schweden gelebt hätte – auch hier hätte sie sicher ihren Spaß. Denn es gibt riesige Sanddünen zum runterspringen, abenteuerlich geformte Äste am Strand, aus denen man hervorragend Figuren und Tippis bauen kann, Maoris, die einem bei ihrem Auftritt die Zunge raus strecken (fand besonders Helen großartig) und Kampfschreie dabei ausstoßen oder einfach nur ganz wunderbar in sich versunken singen – und abgesehen von den vielen Schaukeln in den Bäumen und den Muschel übersäten Stränden, den bunt schimmernden Steinen, gibt es hier die tollsten Spielplätze. Diese liegen, sehr zur Freude der Eltern, oft am Meer.
Und wenn schon nicht Meer, dann gibt es zumindest ein kleines nettes Cafe mit Barista hinter der Maschine. Spielplatz und Cafe sind hier Standard. Die tolle Aussicht gibts gratis dazu. Bei manchen Spielorten und Parks habe ich anfangs immer noch nach dem Portemonnaie gekramt, weil wir das von Australien so kannten, Beispiel Koalapark: satte 60€ mit Familienvergünstigung sollte der kosten. Wir winkten dankend ab und besuchten stattdessen das Koalakrankenhaus, das war umsonst. In Neuseeland war bisher jeder Kinderspaß gratis. Selbst das Nationalmuseum Te Papa in Wellington das mit simulierten Erdbeben aufwartet (man erlebt außerdem einen Vulkanausbruch…) und die Kinder dürfen mittels Computeranimationen und interaktiv erfahren, wie Neuseeland entstanden ist. Und in ein echtes Cockpit klettern und Pilot spielen. Großer Spaß und kostet nichts.
Das Essen für die Kinder wird fast immer zuerst serviert, stets garniert mit Buntstiften und Spielen.
Und dann gibt es natürlich noch die Natur, den Super-Riesenspielplatz sozusagen. Neben für uns fremdartigem Bäumen und Gewächsen, die alle aussehen als seien sie aus einem fernen Feenland (oder, was für ein Zufall- wie aus „Der Herr der Ringe“…), wanderten wir durch mondartige Vulkanlandschaften und an spuckenden Geysiren vorbei, an blau schimmernden Seen, an dampfender Erde mit Riesenfarnen und kochend blubbernden Erdlöchern. Also, zu gucken gibt es hier ausreichend. Und anfassen – bis auf die blubbernden Erdlöcher und das zum Teil kochende Wasser in den Seen- darf man alles auch.
Die Landschaft ist auch in Kinderaugen schon nicht schlecht, doch gegen eine andere Spezies hat sie keine Chance: die Tierwelt. Gestern haben wir Babyrobben beim Baden beobachtet. Und, ja, doch, es war entzückend. Bisher haben wir diese Tiere nur in unserem Heimatzoo besichtigen können aber so „ungeschminkt“ vor rauher Kulisse – bei dem Anblick geht auch den Eltern das Herz auf. Was mich immer wieder begeistert, sind die Schafe. Nicht unbedingt die Tiere an sich, aber Schafe vor Wiese auf Hügeln neben Palmen und Farnen ist was anderes als Schafe auf platter Weide. Wir wandern durch
wundersame Landschaften und man selbst mutiert wieder zum Kind – irgendwie. Frank ist der beste Beweis… :)
Noch immer genießen wir das Haus mit Bad, aber Außentoilette und grandiosem Ausblick (siehe Helens Foto). Und so etwas wie Alltag hat sich eingeschlichen (sofern man das von diesem Leben hier sagen kann): morgens am Strand joggen, ein bisschen Yoga um nicht ganz aus der Übung zu kommen, anschließend im Meer schwimmen, auf Baumstamm sitzen und aufs Wasser glotzen. Frank läuft wie immer Hügel, ich trotte lieber am Strand vor mich hin. Danach großes Frühstück. Verstecken spielen zwischen Zitronen- und Apfelbäumchen und unter anderen Gewächsen. Unterricht mit Antonia (in Mathe lernt sie gerade Maßeinheiten und Frank sammelt schleppt Messbecher und Eimer an, aber auch alte Medikamentenverpackungen und Kaffeebecher), Tippie weiterbauen, Murmelbahn versuchen oder Steinsammlung ergänzen. Und an fremde Orte wandern. Könnte fast auch auf Malle so stattfinden, bloß dass Neuseeland einem immer wieder zeigt, dass es erst vor kurzem (also vor ein paar schlappen Millionen Jahren) als eines der jüngsten Länder der Erde entstanden ist. Dass die Natur eindeutig die Macht hat. Beim Joggen am Strand laufe ich an manchen Tagen zunächst über Steine, Strandgut und Muscheln. An manchen über glatten, festen Sand. Je nach Tide und Wind. An anderen, wie heute, ist der kleine Bach, über den man sonst springen kann, voll gefüllt mit Wasser. Also Schuhe aus, durchs Wasser waten, Füße trocknen, Strümpfe und Schuhe wieder an und weiterlaufen bis zur nächsten Bucht. Zurück noch einmal das gleiche Prozedere. Das ist lächerlich gegenüber dem was die Familie Long jeden Tag erlebt. Sie leben an der südlichen Westküste, wo es fast nur stürmt und sehr oft regnet und brauchen drei Tage (!) bis zur nächsten Siedlung. Mittels Zelt, Schlauchboot und zu Fuß. Die rauhe und wohl sehr schöne Westküste mit ihren Gletschern und Fjorden erkunden wir dann nächste Woche. Allerdings nicht mittels Schlauchboot und Zelt, sondern ganz profan mit dem Auto…
Neuseeland lädt ein, Neues auszuprobieren und anscheinend auch, Ängste zu überwinden. Nein, falsch. Sich seinen Ängsten zu stellen. Ich habe großen Respekt vor Pferden. Und, ja, doch, also Angst. Antonia nicht. Sie liebt die Geschichten von Bibi und Tina, spricht den Kinofilm schon auswendig mit und das Aller-Allergrößte ist es für sie, einmal richtig zu reiten. Also nicht bloß an der Longe und im Kreis-Gehoppel. Ich also mit. Als Mädchen bin ich voltigiert, und ich – will nicht angeben – aber ich glaube, äh, ich stand sogar im Galopp auf einem Pferd. (Oder wars doch Schritt“ man übertreibt ja gern im Alter…). Und ich war auf einem Reiterhof. Das war das Grauen und das Ende vom Lied. Nie wieder Reiterhof, nie wieder reiten. Denn ich war vom Pferd gefallen, mit dem Kopf neben einem großen Stein gelandet. Jahre später ein neuer Versuch. Mit meinerFreundin,die eine Topreiterin ist, in Tunesien auf Pferden. Am Strand ist mein Gaul mit mir durchgegangen und einfach los . Auf ein Hindernis zu. Sie neben mir her galoppiert und schafft es, das Pferd zum stehen zu bringen. Heute, Jahre später, also ein neuer Versuch. Um es kurz zu machen: es war – großartig und beängstigend zugleich. Mehr als zwei Stunden Ausritt zum Strand, auf recht imposanten Pferden, zu dritt. Antonia, ein Guide und ich. Es ging durch tiefes Wasser, dann Hügel hinauf und hinunter und über Steine. Antonia ist einmal, als das Pferd anfing zu traben, auf den Rücken in den Sand gefallen. Wir überredeten sie, wieder aufzusteigen, weil der Schock so tief saß. Stolz und wieder lachend kam sie zurück geritten. Neuseeland ist nicht nur ein Spielplatz, und ein wunderschönes Land, es lädt gleichzeitig ein, wieder Kind zu sein und manchmal auch: groß zu werden.
(Mehr Fotos von Vulkanen, Geysiren, Maoris, unserem Ausritt und auch Helen beim Reiten kommen in die Galerie. Filmchen gibt es auch, falls ich es schaffe, sie zu laden…)