vier sind mal welt

WELTREISE ALS FAMILIE – UND DANACH?

IMG_5244Allein die Aussicht. Ich stehe extra früh auf, stehe jeden Morgen einen kurzen Moment alleine auf dem Balkon, mit einem Kaffee in der Hand, horche in die Stille und schaue auf die Berge, deren Spitzen noch die Wolkendecke tragen, doch dann, man hat sich nur mal kurz umgedreht, funkeln sie auch schon in der Sonne. Alleine für diesen Moment lohnt es sich, im Winter in die Alpen zu fahren.

Obwohl Flachländer und Nordmensch bin ich im tiefsten Innern ein Kind der Berge, denn seit ich aufrecht stehen kann, haben wir alle Urlaube in den Bergen verbracht, Jahr für Jahr, ohne Ausnahme,  die Sommerurlaub wurde in den Alpen verbracht und gekraxelt, rauf auf den Gipfel, auf eine Hütte, zu einem Wasserfall, in eine Schlucht, an einen Bergsee und anschließend ein weiteres Abzeichen an den Wanderstock genagelt und dann rauf auf den nächsten Berg… Zur Stärkung gabs Zwiebelrostbraten, Jägerschnitzel, Kaiserschmarren, Germknödel oder Buttermilch mit Schwarzbrot. Obwohl ich in Hamburg geboren und aufgewachsen bin, also mit zwei Meeren quasi vor der Haustür, zog es meine Eltern und somit auch uns Kinder in die Berge. Irgendwann bin ich dann alleine los, zum Skifahren im Winter, einmal über Weihnachten. Bis zum Unfall. Prognose Rollstuhl. Nie wieder laufen können. Die Skier habe ich nicht mehr angerührt, der Rollstuhl blieb dank harten Aufbautrainings und Klinikaufenthalten düstere und falsche Prognose, doch die Berge waren immer präsent.

Und nun – back to the roots. In den Schnee, vorsichtig rantasten. Die Mädchen fanden die Idee nicht schlecht, in den Frühjahrsferien (die in HH „Skiferien“ heißen…) in die schneebedeckten Berge anstatt wie die Jahre zuvor in die Wärme nach Südfrankreich, Sizilien oder Mallorca zu fahren. Wir wollten um die Umwelt zu schonen mit dem Nachtzug fahren. Auch ein „back to the roots“-Erlebnis, denn früher, als ich mehrfach pro Jahr in Paris war und es noch Nachtzüge gab, bin ich diese und auch andere Strecken häufig im Liege-oder Schlafwagen gefahren oder auf einfachen Pritschen. Die Deutsche Bahn hat die Nachtzüge längst eingestellt, nicht aber andere Länder und Bahnanbieter. Wir hatten ein Sechserabteil für den Preis einer HVV-Monatskarte – allerdings war es so eng, dass bei sechs Menschen das Gepäck hätte draußen auf dem Gang stehen müssen und am Morgen hätte wahrscheinlich ein Teil der Reisenden das Zeitliche gesegnet, wäre an akuter Erstickung gestorben, am Leben gewesen, denn die Fenster des Abteils vom „Night Train“ ließen sich nicht öffnen. Glücklicherweise waren wir in unserem Abteil nur zu viert. Es gab Bettwäsche und am Morgen sogar ein kleines Frühstück und wir rieben uns verwundert die Augen, denn wir hatten tatsächlich geschlafen.

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IMG_5216Am Abend in Hamburg eingestiegen, am Morgen in Innsbruck aufgewacht. Es gibt unbequemeres Reisen, fanden wir und wollen es in jedem Fall wiederholen. Tirol empfing uns mit Föhn, 20 Grad und Sonne. Wir wollten in den Schnee und rauf auf die Gipfel. Das erste Stück mit der Seilbahn, danach zu Fuß weiter.IMG_5293

IMG_5425Oben angekommen, beobachteten wir einen Moment die Abfahrtsläufer und machten uns dann auf die Wanderung zum Gipfelkreuz. Zeitweilig war kein Laut zu hören, bis auf den Schnee, der unter den Schuhen knirschte.

IMG_5342Am anderen Tag und auf einem anderen Berg gerieten wir in einen Schneesturm. Das Gipfelkreuz auf der Bergspitze war zu gefährlich zu erreichen aufgrund des Sturms, aber wir nutzten die Gelegenheit und bauten den ersten (und wahrscheinlich letzten) Schneemann dieses Winters. Helmut. Der Abschied von unserem kleinen tapferen Genossen fiel schwer, aber Helmut fand schnell neue Freunde aus aller Welt, die mit ihm zusammen Selfies schossen (und wir natürlich auch…).

IMG_5343Wandern ist zwar toll, Schneemann bauen auch, aber irgendwann locken doch wieder die Skier (back to the…usw.). Abfahrtslauf ist für mich aus verschiedenen Gründen tabu, nicht nur wegen meines damaligen Unfalls, aber warum nicht einfach geradeaus gleiten und seichte Hügel fahren? Wir fuhren mit dem Zug durchs Karvendelgebirge in den Ort, in dem gerade die WM des Langlaufs beendet worden war, nach Seefeld. Die Loipen befinden sich auf einem Plateau auf 2000 Meter Höhe, die Sonne schien, der Schnee glitzerte und wir lernten mit Hilfe von Skilehrerin Judith, uns beim Fahren Tennisbälle zuzuwerfen – und möglichst wieder zu fangen. Danach bin ich mit den Mädchen alleine losgefahren und es war – eine Offenbarung! Die Stille, die Natur, nur das Gleiten der Skier, die gleichförmige Bewegung, der Spaß, die ersten Hügel runterzufahren, die Anstrengung, den nächsten Hügel auf Skiern wieder hochzukommen – kurz, wir haben beschlossen, wir wollen das öfter haben. Danach gabs (back to the roots…) Germknödel, Kaiserschmarren….

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2 Gedanken zu “Nichts wie Berg!

  1. Andreas D. sagt:

    Ja, Berge muss ich auch 1x im Jahr haben. Dank meines Freundes Oli aus unseren gemeinsamen MTB Tagen (back to the roots) versuchen wir uns jedes Jahr zu treffen. Er lebt in München. Den Nachtzug habe ich schon alleine wegen des günstigen Fahrradtransports genutzt. Am Abend mit dem Rad zum Bahnhof, das Gepäck für das lange Wochenende auf dem Rücken & in den Zug gestiegen. Morgens bei Oli am Hbf in München mit frischen Brezen empfangen, ging es meist sofort weiter mit dem nächsten Zug Richtung Karwendel oder Garmisch, ab in die Berge. 3 intensive Tage nur die Berge & wir mit unseren Rädern.
    Sonntag Nacht beseelt & müde wieder zurück um am Montag morgen wieder im Büro zu sitzen und von den Bergen zu träumen.
    Dieses Jahr bin ich mit Oli aber an der Ostseeküste unterwegs. Der Hanse Gravel ruft. 625 km von HH nach Stettin. Also flach mit Wind und Sand.
    Wir gehen aber bestimmt wieder in die Berge – vielleicht im nächsten Frühjahr z.B. an den Gardasee (back to the roots).
    Schön, wenn eure Erlebnisse einen über die eigenen Geschichten träumen lässt.

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    1. Klingt schön- und sowohl Ostsee als auch Gardasee sind nette Alternativrouten, vermute ich. :)

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