
Anflug auf Aitutaki
Was passiert, wenn man auf einem Südseeatoll landet? Man bekommt eine Blumengirlande umgehängt und eine Kokosnuss mit Strohhalm in die Hand gedrückt. Die Szene ist im Grunde total albern, aber die Blüten waren tatsächlich echt und dufteten und die Menschen am Flughafen strahlten und ich musste an meinen Vater denken, dessen Traum es immer war, einmal in die Südsee zu fliegen. Und hatte einen Kloß im Hals. Vielleicht flog er ja im Geiste im. Die Begrüßung hätte ihm jedenfalls gefallen.

Kia Orana mit Blumenkette
Nicht nur bei der Ankunft, auch beim Abflug wird man mit Handschlag und per Namen begrüßt, die Pässe hingegen will niemand sehen. Unsere Verpflegung ung Kaltgetränke dürfen anstandslos ins Handgepäck. Fünundzwanzig Personen passen in die Propellermaschine, der Flug nach Aitutaki dauert fünfzig Minuten. Blumenbekränzt geht es zur Unterkunft an der Westküste. Unsere Hütte steht direkt am Strand, beim Frühstück im kleinen Restaurant sitzt man barfuß im Sand. Wir haben eine Miniküche, das ist sehr praktisch, dachten wir, müssen wir nicht immer essen gehen, allerdings müssen wir uns ernährungstechnisch umstellen. Auf die fünfziger Jahre, als der Dosenöffner in vielen Haushalten schneller zur Hand war als der Kochlöffel. Denn es lebe die Dose! Zumindest hier, auf dieser kleinen entlegenen Insel. Frisches Gemüse ist rar – und teuer. Ein Kilo Paprika kostet 26$, das sind umgerechnet 18€. Als wir den „superstore“, den größten Discounter Aitutakis betreten, frage ich erstaunt, wo denn hier der Supermarkt sei, in dem man Lebensmittel kauft, im Nebenraum? Die Damen am Tresen lachen, nein, das hier sei doch der Supermarkt. Es gibt fünf Regale mit Dosen in allen Variationen. In den Genuss von Nudeln mit Tomatensoße aus der Dose sind wir bereits in Neuseeland gekommen. Die Mädels lieben das Zeug. Und für zwischendurch…ein schnelles, sparsames Gericht. Wir packen also Dosen ein und kommen uns vor wie beim Überlebenstraining. Eier gibt es in diesem Supermarkt nicht, dafür glücklichweise im kleinen Laden an der Tankstelle direkt nebenan. Wir kaufen die letzten elf Eier. Die Mädchen sind begeistert. Die Läden erinnern sie an ihren eigenen kleinen Supermarkt aus Pressspanplatten zu Hause. Es ist so schön übersichtlich. Kartoffeln und anderes Gemüse sind heute bereits ausverkauft. Glücklichweise hat unser kleines Ressort, das aus zehn Hütten besteht, ein nettes und für Cook-Verhältnisse sogar relativ preiswertes Restaurant. Die Mini-Küche tront auf einem Podest direkt am Strand. Abends gibt es außerdem Happy Hour. Ansonsten ist die kleine Insel rar gesät mit preiswerten Essensmöglichkeiten.
Doch dieses Nicht-Vorhandensein von vielem, was wir sonst aus unserer globalisierten Welt so kennen, macht auch den Charme aus. Die Cook Inseln und vor allem Aitutaki sind, anders als Bora Bora, Tahiti oder die Fidjies, wie wir hörten, touristisch noch recht jungfräulich. Und niemand hier möchte das augenscheinlich ändern. Antonia macht für ihr Referat, das sie nach der Rückkehr im Sommer halten wird, eine Umfrage unter den wenigen Einwohnern hier, und man hört immer wieder den Satz: „Es ist gut so wie es ist.“ Die Menschen hier sind sehr gläubig. Und das Wichtigste sei die Famile, sagen sie. ansonsten fehle ihnen nichts. Sie haben keine Träume, sagen sie, und sie wollen nicht die Welt sehen. Sie wollen hier bleiben und hier sterben. Beneidenswert, irgendwie.
Das Wasser der Westküste von Aitutaki, wo wir derzeit wohnen, schimmert zunächst verführerisch türkis. Doch der Schein trügt: zum schnorcheln ist es zu trübe. Es gibt nur zwei Orte auf Aitutaki laut Einheimischen und einigen Touristen, an denen man schnorcheln kann und die befinden sich beide im Norden des Atolls. Wir haben alle Strände abgeklappert, die Insel ist ja sehr klein und es stimmt: im Norden, direkt an der Lagune,hat man wirklich Südseefeeling. Man hat sehr klare Sicht und sieht viele Fische. Der Westen der Insel ist, nunja, vom Wasser her etwas trüb. Das klingt fast zynisch bei den seit Monaten fünf bis elf Grad und Nieselregen in unserer Heimat Hamburg, wie uns berichtet wird aber, nur, um das mal klar zu stellen: Ja, es ist großartig, das hier, Südsee pur, am anderen Ende der Welt, einmal sehen zu dürfen, dafür sind wir sehr dankbar, aber es gibt durchaus Spannenderes auf dieser Welt. (Werden viele einen Vogel zeigen jetzt, aber für uns ist es so). Was allerdings wirklich einmalig und traumhaft ist, zumindest, um es einmal erlebt und gesehen zu haben, sind die vorgelagerten kleinen Inseln vor Aitutaki, die sich alle innerhalb des Riffs befinden. (Das Riff, das diese Inseln nebst Aitutaki umrundet, ist wie eine riesige Mauer, das alles dahinter liegende von den Wellen und der offenen See abschirmt).

Aitutaki, Riff
Wir haben eine Lagunentour gemacht und tatsächlich ins Südsee-Paradies geblickt. Danach erst haben wir verstanden, warum die Cook Islands auf der Welt einmalig sind. Und, ja, diese Tour, diesen Tag, werden wir wohl nie vergessen. Fühlt sich so Glück an? Vielleicht.
Puna, unser Guide, holt uns vor der Hütte ab. Zusammen mit acht anderen „Entdeckern“ auf James Cook Spuren bringt er uns zu seinem kleinen Boot. Wir schippern zu verschiedenen kleinen, unbewohnten Inseln, die Namen tragen wie Honeymoon-Island und One Foot Island. Es war wie in der Bounty Werbung. So ähnlich muss es auch bei Robinson Crueso ausgesehen haben.

Kann mal jemand die Tapete runternehmen?

Das da hinten sind wir…vor der Tapete.

Wir sind’s wirklich
Alles echt
Wer ist schneller im Wasser?
Puna ist mit uns geschnorchelt, hat Riesenmuscheln hoch geholt und wir durften Aug in Aug mit einen Meter großen Fischen schwimmen. (Die konnte ich nicht fotografieren, ha, kann ja jeder sagen…).

Underwaterworld

Südsee-Plantsch
Gegessen haben wir unter Palmen in Punas kleinem Restaurant – natürlich unter Palmen. Das Essen war perfekt, bestehend aus frischem Tunfisch, Obst und Gemüse, das wir weder von zu Hause geschweige denn aus dem Supermarkt hier kennen. Es war ein perfekter Tag. Doch nachdem wir diese kleinen Inseln gesehen haben, ohne Bebauung, ohne Zivilisisation, wollen wir das immer wieder haben. Doch, wie wir schon hörten, gibt es das sonst nicht. Vielleicht noch auf den Malediven, aber dieses Robinson Cruseo Feeling, gib es da wohl auch nicht. Da sind die Cook-Islands

Kommt ein Fisch…
anscheinend noch ziemlich weit vorne, für jene, die das Entdeckergen spüren. Wir ziehen in ein paar Tagen um. Direkt an die Lagune. Dadurch dass noch Nebensaison ist, bekommen wir auf jede Anfrage Rabattvorschläge.Das tut dem Geldbeutel sehr gut. So
können wir nochmal vor der Haustür schnorcheln und Kajak fahren, mitten in der Lagune und noch einmal dieses Südsee-Feeling genießen. Morgen besuchen wir einen Gottesdienst mit mehrstimmigem Chor. Das soll fantastisch sein und die „Cookies“, wie sie sich selber nennen, gehen allesamt dorthin, denn sue sind sehr gläubig. Außerdem tanzen sie gerne und sehr gut. Das wollen wir natürlich sehen und am besten mitmachen. Dienstag ist es soweit! :)
Hier noch ein paar Bilder aus unserem derzeitigen „Alltag“.

Arbeitsweg

Arbeitskleidung

Kantine

Beachbar-Besucher am Abend

Unsere täglich Bad…