Auf der Suche nach „gutem Karma“… Denn seit wir nach einigen beglückenden Drehtagen in der Lagune von Aitutaki unseren Protagonisten verabschiedet hatten, begann das Unglück: Zuerst fing es an zu schütten und zwar derart, dass wir dachten, die Welt geht jetzt, in diesem Moment vor unseren Augen unter – und wir mit ihr. Am nächsten Tag schien der Spuk vorbei, die Sonne strahlte wieder, doch das war trügerisch, denn irgendwie ging von da an alles schief: Zwei Drehtermine patzten, und ich habe aus Versehen meinen letzten Blogeintrag gelöscht, wie einige vielleicht schon bemerkt haben und die weiteren ebenfalls; wir hatten eine Reifenpanne – doch das Schlimmste: Unsere Notversorgungs-Kaffeestationen hatten alle geschlossen! Daraufhin bastelte René, der Kameramann, einen Strahlenhelm, mit dem er versucht, die positive Energie wieder anzulocken. Wir sind jedenfalls guter Dinge…und sammeln fleißig Karmapunkte, indem wir Einsiedlerkrebse zurück ins Wasser lassen, damit niemand drauf trampelt und Kronenkorken am Strand. Und wie gesagt – dann ist da ja noch der Helm…
Ich bin derweil auf der verzweifelten Suche nach einem Übersetzer, der in der Lage ist, das Cook Island Maori, das sich kolossal vom Neuseeland Maori unterscheidet, ins Englische zu „translaten“ und möglichst, nunja, in Deutschland, zumindest in Europa lebt. Evtl. haben wir einen in Norwegen ausgemacht. Wir gucken auch vor Ort und kontaktieren noch einmal unseren Protagonisten, nach dessen Drehtagen das Unglück seinen Lauf genommen hat. Er gehört zur hier sehr bekannten „Puna-Family“, deren Kernfamilie aus 120 Mitgliedern besteht und die demnächst ein kleines Familientreffen in Sydney absolviert.
Tuakeu Puna also (siehe Foto oben), Protagonist für den Film, hatten wir vor einem Jahr bereits auf unserer Weltreise kennen gelernt und sind mit ihm durch die Lagune von Aitutaki geschippert. Und nun traf ich ihn erneut bei einem Rugbyspiel wieder. An einem anderen Tag haben wir zusammen einen Sonntagsausflug gemacht, gemeinsam mit Tuakeus Bruder und seinem Vater, der wiederum der Bruder des Ministerpräsidenten der Cook Islands ist. Ein Sonntagsausflug gestaltet sich hier so:
Wir haben an einem weiteren Drehtag frisch gefangenen Tunfisch nach dessen Zerlegung in den Mund gestopft und roh gegessen, was eine Köstlichkeit ist, besser als Sushi, weil frischer, und anschließend leckerste Speisen auf Bananenblättern. Nicht, dass wir uns hier ausruhten, im Gegenteil: Das alles ist harte, körperlich-seelisch-geistig herausfordernde Arbeit! Vor allem die Unterwasseraufnahmen, für die ich zum Glück nicht zuständig bin…Waren mit einer Familie beim Speerfischen, bzw. meine Kollegin, die Expertin auf diesem Gebiet ist und während sie die Harpune hält, nicht nur auf kleinere Fische schießt, sondern auch Bilder von den Giant Trevellies….
Den bei diesem Dreh geschossenen Parrotfish haben wir anschließend am Strand auf Palmenblättern gegrillt (siehe Foto), unser Abendbrot sozusagen…..(Ich habe mich allerdings beim Fischen zurück gehalten, bin stattdessen geschnorchelt und habe das Ganze lieber aus der Ferne beobachtet, allerdings fand die Aktion mal nicht in der ruhigen beschaulichen Lagune statt, sondern hinter dem Riff, auf offenenem Meer. Es ging zwanzig Meter tief , das Wasser tief blau statt türkis, unter einem canyons und Höhlen und Fische, viele, viele sehr große Fische…. (Die Familie erzählte mir hinterher, dass gern mal Haie vorbeischauen und man ein bisschen wachsam sein muss…Ha ha, lustig).Und natürlich haben wir viele Tänzer und Tänze gefilmt, so zum Beispiel eine Familie mit drei Söhnen, die alle perfekte Hura-Tänzer sind und am Wettbewerb teil genommen haben. Zwei von ihnen…aber, das kann man dann bei GEO sehen, wenn der Film fertig ist. Vor dem Tanzevent wird gebetet, barfuß, im Wohnzimmer, Vater, Mutter, drei Söhne, Onkel, Nichten und Neffen…alle beten mit. Und wir haben unsere Protagonisten erlebt, die barfuß vorm Haus inmitten von Hühnern dem gestrenge Vater vortanzen, der früher al ein mächtiger Tanzgott derCook Islands war. Auch die Moderatoren tragen hier den typischen Cook Island-Style. ich stelle mir gerade die „Tagesschau“-Sprecher in diesem Outfit vor, sie könnten sich mal was von hier abgucken.
René hat die Befürchtung geäußert, dass er in Berlin als Erstes vom Bus überfahren wird, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit hier 40kmh sind und es verpönt ist, zu überholen. Genauso wie einen Helm zu tragen, denn der könnte ja den Blumenkranz zerstören. Denn der gehört zum guten Look, der Blumenkranz aus frischen Frangipaniblüten. Man trägt ihn auf dem Roller, beim Einkaufen, im Restaurant. Also fast immer. Ich bin schon ganz benebelt von soviel schwerem Blütenduft…Dann doch lieber anständiges Kerosin in Deutschland und Autobahnen und Ampeln (die findet man nicht auf Aitutaki, dafür laufen ständig Ferkel und Hühner übe die Straße. Wer ein Huhn fängt, darf es behalten, so das Gesetz hier. Hier eine typische Straße auf Aitutaki…
Ich sichte derweil zwischendurch – und vergesse ab und zu, konstant und konzentriert auf den Bildschirm zu gucken…
„Droni“, unsere kleine Drone hat alle Einsätze bisher glücklicherweise gut überstanden – sie macht Ausflüge zum Riff, schwebt über die Palmen, die Lagune und den Dschungel. Und kam bisher immer heil wieder zu uns zurück. Liegt vielleicht am Karmahelm…
In fünf Tagen sind wir zurück und ich hoffe, etwas von der Leichtigkeit und Entspanntheit mit nach Hause zu nehmen – und das gute Karma, das wir bis dahin wieder eingefangen haben…
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Hallo Bettina, vielen Dank für den wirklich schönen Blog, der Eure Erfahrungen auf den Cook Inseln so lebendig beschreibt! Vielleicht kann ich unterstützen, einen Übersetzer/in für Cook Island Maori zu finden in D. Als Ethnologin habe ich ein Jahr auf den Cook Inseln geforscht (2010-2011) und auf Rarotonga und Manihiki gelebt mit meiner Tochter. In D gibt es das Pazifik Netzwerk und andere (privat und beruflich), worüber wir eine/n Muttersprachler/in suchen könnten, ich selber verstehe auch etwas. NZ Maori verstehen CI Maori in der Regel sehr gut. Kontaktier mich doch mal, wenn du wieder in D bist. Lebe in Bremen. :-)
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