vier sind mal welt

WELTREISE ALS FAMILIE – UND DANACH?

 

Rom Tr FRauenWorüber diese Römerinnen sich so angeregt ausgetauscht haben, war sowohl akustisch als auch inhaltlich nicht zu verstehen, fest steht jedoch: Italienische Damen plaudern gerne und ausgiebig vor ihren Häusern oder auf der Straße, auf jeden Fall draußen und nicht auf einer „Sofa-Wohnlandschaft“, und sie nehmen ihre Hunde dabei gerne auf den Arm. Ab und an tragen sie auch Kreuze oder Marien-Statuen, denn ein heiliges Fest gibt es immer zu feiern, so wie hier in Rom anlässlich des Geburtstages des Trastevere-Viertels. Und selbst bei 30 Grad und mit Maria auf dem Rücken bleibt Zeit für einen kleinen Scherz.

Zunächst hatte es uns Vier nach Rom verschlagen, zu den Spuren Cäsars, Augustus und des fiesen Neros („Der hat sogar seine Frau totgetrampelt!“, wusste Antonia aus dem Religionsunterricht zu berichten), ins Forum Romanum und Kolosseum, auf die ausgetretenen Pfade. (siehe Video).

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Bei 30 Grad im Schatten schleppten wir uns von Brunnen zu Brunnen, benetzten unsere Nacken und Handgelenke und bewunderten den Einfallsreichtum der anderen Touristen, sich gegen die Glut-Hitze zu wappnen. Wir selbst versuchten es mit Hut und freuten uns über jeden Baum, der Schatten spendete.

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So wie auf dem Hügel des Palatin, wo man sich unter eine Pinie sacken lassen kann in der Hoffnung, irgendwann erfolgreich wieder hochzukommen. Um einmal kurz zu blinzeln und fantastische Blicke auf die Stadt zu haben. Doch doch, das ist schon schön, und man lauscht ergriffen den Tourguides, die einer Gruppe die Geschichte von Romulus und Remus erzählen, die von einer Wölfin gesäugt wurde, bis man nach gefühlt dreißig Sekunden und einer halben Hitzeewigkeit nur noch nach einem Schattenplatz lechzt, der aber natürlich besetzt ist und man an die ehemals Gefangenen im Kolosseum denkt und an die Gladiatoren, die vorher eingekerkert in die gleißende Sonne getrieben wurden und froh ist, in der Jetztzeit zu leben, bis man die Autos wahr nimmt und die Flugzeuge und die hochgehaltenen Handys und Selfiesticks und Laptops und Guides mit Fähnchen und die vielen Füße und erstaunt ist, Teil dieser Masse Mensch zu sein.

Rom FR 1

Rom ist toll, keine Frage, ich liebe Rom, aber ich muss es nicht noch einmal bei 30 Grad im Hochsommer haben. Es gibt Reiseziele, das haben wir bereits auf unserer Weltreise festgestellt , die taugen einfach nicht im Sommer (Kambodscha im Januar zum Beispiel…und ok, in den Nationalparks im Westen der USA waren wir im späten Frühjahr, und das war schon grenzwertig). Da können die Natur, die Stadt oder in diesem Fall auch deren Geschichte noch so locken. Und dennoch: Die vier Tage Rom in der Nähe der Piazza Navona zu verbringen, sie waren zwar anstrengend, aber auf jeden Fall unvergesslich. Ich war bisher zweimal in Rom und wollte, so mein Ehrgeiz, dass meine Familie meine Begeisterung teilt. Aber: ich war im März dort und das andere Mal im Mai. Diesmal war es so: Vorm Petersdom haben Frank und ich uns in der gleißenden Sonne der Warteschlange abgewechselt, während die Mädchen im Schatten der Säulen warteten. Da wir spät dran waren, standen wir dann tatsächlich nur eine halbe Stunde an. Und wurden belohnt mit Kühle und Schönheit und sogar einem Gottesdienst. Also ok, es geht auch im Hochsommer. Irgendwie.

Im Trastevere-Viertel wohnt ja angeblich auch kaum noch ein Italiener, alles in Air BnB-Hand, aber ab und zu konnten wir noch ein paar italienische Bewohner (Statisten?) entdecken…

Rom 4Doch, Rom ist schön, aber der Ort jetzt ist eindeutig toller – auf jeden Fall für die Mädchen! Denn nachdem wir Rom nach vier Tagen verlassen hatten, sind wir zum Bolsena See gefahren, der (laut Reiseführer…) einer der saubersten Italiens sein soll. Wir wohnen in einem sehr sehr alten Haus mit sehr sehr dicken Mauern und netten, älteren Damen als Nachbarn, die Kittelkleider tragen und ein Schwätzchen vorm Haus halten – wahlweise mit ihrem Papagei (so unsere direkte Nachbarin), ihrer Katze, ihrem Hund oder einer anderen Nachbarin. Nie mit ihrem Mann. Denn der kommt raus und setzt sich auf den Stuhl, nachdem sie rein gegangen ist. Die Männer fahren früh morgens und am späten Nachmittag mit ihren kleinen Booten raus auf den See, (der, wieder laut Reiseführer, einer der fischreichsten Italiens sein soll), um zu angeln. Die Frauen flicken anschließend die Netze und Reusen. Und die Männer gucken zu. Oder in die Gegend. Anschließend werden die Pflanzen vorm Haus gepflegt oder sich die Haare auf Lockenwickler gedreht, natürlich draußen vorm Haus, wahlweise unter einem Baum am See, zusammen mit der Nachbarin, während die Kinder des Dorfes in den Gassen Fußball spielen. Es ist ein sehr beschauliches Sein, ruhig und wunderschön. Touristen gibt es hier im Gegensatz zu Rom keine, dafür mittelalterliche Städte und altertümliche Geschichten wie jene vom Wein „Est! Est! Est!“ (wer sie nicht kennt, nachschlagen! :-)  Hügel ringsum und Wasser zum reinspringen – das Leben kann so leicht sein!

An den Glockenturm allerdings müssen wir uns noch gewöhnen, dagegen ist der morgendliche Muezzin nix. Aber wir sind ja gerade erst angekommen und werden die Glocke nach der Woche hier sicher vermissen…(oder uns im Wahn vom Turm stürzen). Nach dem See ist vor dem Meer. Nächste Woche gehts zunächst zu Freunden und danach weiter ans Meer in die Marken. Die nächsten Tage baden wir erstmal im See, essen Fisch, und ich möchte am liebsten jeden Morgen mit diesem Ausblick vom Bett aufwachen…leider macht er das Aufstehen danach nicht leichter.

Bolsena Blick Fenster

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