vier sind mal welt

WELTREISE ALS FAMILIE – UND DANACH?

Blog Männer StrandIn Rom waren es die älteren Damen und am Bolsena See die Fischersfrauen, die sich zum Plausch trafen, meist komplett angezogen und mit Hund auf dem Arm – an den Stränden der Marken sind es die durchgebräunten männlichen Italiener, die zeigen, was sie alles haben, und das Höschen, das man hier trägt, muss auf jeden Fall in frischen, bunten Farben sein, gerne geblümt, in modischem Pink oder Kanarienvogelgelb, passend zu den leuchtenden Sonnenschirmen. Verständlich, bei 39 Grad im Schatten stört jedes Stückchen Stoff. Bella Figura heißt die Herausforderung des Tages, und das Präsentieren einer ebensolchen nebst schwarz-gebräuntem Astralkörper gehört irgendwie zur guten Kinderstube der Italiener.

 

Das Wasser schimmert türkis, die Umgebung ist hügelig und die Buchten sind Postkarten-pittoresk, der Himmel blau, die Hänge an den Buchten knallgrün, und der Blick von unserer Terrasse ist vor allem am Abend Ibizamäßig (glutrote Sonne versinkt hinter sanften Hügeln mit Bergen drauf).

Blog Blick Terrasse SiroloUnd dennoch – wir vermissen ein bisschen „unseren“ See, den Bolsena See in Umbrien, und während ich hier am Strand die italienischen Gigolos betrachte, denke ich an die alten Fischer und deren Frauen, an die Ruhe und Beschaulichkeit in Marta. (Wahrscheinlich werde ich selber alt. Das ist der Grund. Aber sogar die Mädchen sprechen oft vom See…siehe unten).

Blog Mädchen am SeeVon unserem Haus in Marta, an besagtem See, welches direkt auf der alten Stadtmauer stand (!), blickten wir  direkt auf das Wasser – und den alten Turm, der uns die erste Nacht durch sein Gebimmel um den Schlaf brachte (siehe Blogeintrag vorher). In den nächsten Tagen hatte ich  Ohrstöpsel und wir ansonsten dieses Bimmeln tatsächlich kaum noch wahrgenommen.

Dieses Haus war es auch, das ich bei der Buchung tatsächlich als Erstes entdeckt hatte, ohne den See groß zu kennen. Nie hätten wir jedoch gedacht, dass diese Unterkunft uns einen Ort bescheren würde, an den man immer wieder gerne zurückkehrt, weil er so beschaulich ist, mit einer herrlichen Aussicht auf den See, mit so netten Nachbarn, die ihren Papageien Küsschen geben, die Katzen haben (zur Freude von Antonia) und uns ihre eigens gezüchtetes Gemüse schenken (zur Freude von Frank und mir) und die sich zum Quatschen vorm Haus treffen (zur Freude und Beobachtung von uns allen), die Pflanzen vor ihre Häusern in den Gassen groß ziehen, und deren Enkel dort regelmäßig Fußball spielen, die Reusen flicken, draußen vorm Haus, dort Gemüse schnippeln und zwischendurch immer ein Schwätzchen halten. Die einfach draußen leben. Die Betonung liegt auf einfach, gleich gesetzt vielleicht mit „zufrieden“ (?).

In Südfrankreich, in Neuseeland und vielen anderen Ländern haben wir dergleichen  erlebt, und es ist es diese Art des „Seins“,  die ich in Norddeutschland oft vermisse. Hat natürlich (auch) mit dem Wetter zu tun, aber nicht nur, das hat auch andere Gründe, die zu erörtern an dieser Stelle zu weit führen würden.

In den Marken, wo wir  die letzten Tage waren, bevor wir morgen ans Mittelmeer bei Rom aufbrechen, um das Wasser dort zu testen, also hier gibt es diese Szenen sicherlich auch, aber die Gegend ist insgesamt touristischer. Landschaftlich schön, aber die Orte zum Teil recht durchgestylt. Das Unverfälschte, das haben wir zumindest in dieser Gegend bei Sirolo, nicht entdecken können. Zumindest nicht so wie in Marta, diesem kleinen Örtchen, das sich (noch) nichtmaufzuputzen braucht, denn es gibt fast keine Unterkünfte und somit auch kaum Touristen. Der Ort ist einfach da, wie schon Jahrhunderte zuvor. Unverfälscht, ungehübscht und vielleicht gerade deshalb so spannend und entspannend.

Bolsena Blick Fenster

Blog Marta Feuerwwerk (unten)

Ähnlich wie in Travestiere in Rom haben wir in Marta ein zweitägiges religiöses Fest mitbekommen, eine Feier zu Ehren der heiligen Marta – mit Umzügen und Gottesdiensten, mit Tanz und beleuchteten Booten, die am Abend über den See fuhren und mit Feuerwerken an zwei Tagen. Und ungelogen, das sagt die Feuwerksliebhaberin, die Pyromanin herself – das zweite Feinwerk war das schönste, das ich jemals erlebt habe.! Und ich habe schon viiiiiele Feuwerke erlebt! Sogar in Singapur, über dem See, also bitte.  Unsere Nachbarin nebst Mann waren natürlich die ganz Marta auf den Beinen und Stühlen, und so standen wir auf unserer Terrasse oberhalb der Stadtmauer und hatten einen echten Logenplatz. Unsere Nachbarin schlug immer wieder ihre Hände vors Gesicht und sagte laut: „Madre Mia! Que bello! Bellissimo!“, und am nächsten Tag, unserem letzen Morgen in Marta, schenkte sie uns selbst gebackenen Kuchen.

 

In unserem Haus konnte man man tatsächlich von der einen Terrasse (mit Blick auf die Berge) quer durch das Wohnzimmer auf die andere Terrasse (mit Blick auf den See) gucken. So etwas finde ich herrlich und faszinierend zugleich und könnte im Grunde sofort dort einziehen. :-)

Blog Haus Marta(Oben auf dem Bild sieht man die Haustür, die gerade offen stand, mit der einen Terrasse, im Hintergrund  den Durchblick zur Terrasse mit Blick auf die Berge…).

Beim Joggen am Morgen konnte ich beobachten, wie sich am See mehrere Generationen zum Angeln trafen; oft brachte der Großvater dem Enkel die Kunst des Fischfangs bei. Und die Mädchen spielten Schnitzeljagd in den Gassen, die zu unserem Haus führten.

Ok, jetzt aber genug vom Bolsena See und Marta. Und lieber noch zwei Bilder von hier, von den Marken. Wobei wir morgen schon wieder auf die andere Seite Italiens fahren, ans Mittelmeer, aber egal. Die Italiener lieben ja ihre Sonnenschirm-Liegenkonibination, und bitte, immer schön ordentlich. Wir haben es dennoch geschafft, ein Plätzchen für uns zu finden, da das gemeine Volk das Handtuch nicht nicht vor diese Sonnenschirmarmada platzieren darf.Blog Küste SonnenschirmeItalien ist immer eine Reise wert, wenn man die Dörfer und Küsten betrachtet und wenn das fantastische Eis am Gaumen kitzelt, und wenn man auf das türkis farbene Wasser schaut, aber –  ich werde Frankreich Italien immer vorziehen: allein schon wegen der Desserts (die sind hier in dieser Gegend grauenhaft, wirklich ungenießbar! Und der Kuchen erst, oh je,,,,vom Brot, also den ungesalzenen Klumpen im Mund  spreche ich mal nicht, ) und überhaupt das Kulinarische in dieser Gegend, und die Märkte, also, da ist Frankreich doch sehr sehr weit weg, aber vor allem hadere ich mit der Sprache (ok, ich spreche kein Italienisch… ha ha…) und, nunja, mit der Bademode. Ansonsten alles dolce vita! :-)

Blog Küste Sorolo

3 Gedanken zu “Knappe Höschen und dolce vita

  1. Monika Pietschke sagt:

    P.S.:
    Und das Essen, bzw die Desserts der Italiener – die doch wirklich mehr als weit verbreitet als unvergleichlich gelten — als ‚ungenießbar‘ zu bezeichnen zeugt schon von unvergleichlicher Arroganz, bzw Selbstherrlichkeit.
    … mit Verlaub ….

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    1. Liebe Frau Pietschke, ich freue mich über jeden Kommentar und jede Kontroverse, die diese ansonsten doch eher gesellschafts-unpolitische Blog auslöst. Dass die Frage nach der Qualität von Desserts dieses erreicht, ist amüsant und erfreulich. Italien ist groß,und das Essen je nach Region sehr unterschiedlich. Ich habe Italien sehr oft bereist und durfte das dabei feststellen. Dass meine Familie und ich die Kulinarik Frankreichs bevorzugen und ich vor allem die Desserts dort, das Angebot an Patisserien, und ich Desserts (und das Bröckelnrot) hier bisher ungenießbar fand,ist eine banale und vielleicht tatsächlich „arrogante und selbstherrliche“ Tatsache. Dass die italienischen Desserts allesamt ungenießbar sind,
      natürlich eine maßlose Übertreibung. :)

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  2. Monika Pietschke sagt:

    Tja – soo unterschiedlich ist das !!
    Für mich wird Frankreich NIEMALS eine Alternative sein.
    Alleine schon weil der ‚gemeine‘ Franzose beim mühsam herausgekramtem Französisch und der stolz hervorgebrachten bruchstückhaften Sätze grundsätzlich GAR NICHTS mehr versteht, wo hingegen der ‚gemeine‘ Italiener angesichts solcher Bemühungen geradezu euphorisch reagiert und einen mit Begeisterung in ‚Grund und Boden‘ quatscht…
    Für mich ist und bleibt Italia der Favorit.
    ( ok – es ist mein zweites Zuhause geworden, nachdem ich dort 3 Jahre meines Lebens verbracht und alles dort lieben und schätzen gelernt habe….)
    Und das Essen steckt das der Franzosen allemal in die Tasche – inklusive der Desserts 😉 !!!

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