Da sag noch einmal jemand, Neuseeland hätte ja gar nicht so viele Schafe. Hierzu stellen wir (die Reisegruppe, wie wir uns intern nennen, also, das Drehteam) fest: Wenn schon Menschen keinen Verkehrsstau herbeiführen, weil es in ganz Neuseeland nur wenig mehr als 4 Millionen davon gibt, dann sind es die Schafe.
Nachdem wir fünf Tage auf der Nordinsel gedreht hatten, flogen wir in den Süden, auf die kühlere, aber umso spannendere Südinsel. Das Wetter schlug Kapriolen, und so hatten wir nicht nur vier Jahreszeiten an einem Tag wie sonst in diesem Breitengrad, sondern auch einen Zyklon miterleben dürfen. Die gesamte Westküste der Südinsel war gesperrt, weil Straßen abgerutscht oder überflutet waren, so dass alle Touristen an die Ostküste flohen. Praktisch, dass wir uns bereits dort befanden, um Albatrosse, Pinguine und Delfine zu drehen. Vor allem jedoch Menschen. Und nebenbei: fantastische Natur:
Um mit Hector-Delfinen schwimmen zu können, schlüpften wir in schlauchartige, fingerdicke Gummianzüge, die man nicht mehr rausbekommt, wenn man sie einmal angezogen hat. Nachdem ich das Ding mit letzter Kraft über meinen wegen der Hitze an dem Tag (25 Grad im Schatten) vor Hitze tropfenden Körper gezerrt hatte und glücklich und erleichtert meine Sachen raffte für das Boot, meinte die neuseeländische Guide lapidar, sorry, falsch herum, ich müsse mich umziehen. Zwanzig Minuten (Stunden?) später stand ich triefend bei gefühlt mittlerweile 28-Grad Außentemperatur endlich vorm Boot bereit für’s Schwimmen mit den Delfinen und rollte den Gummischlauch etwas herunter, um ab und zu atmen zu können. Das Baden im Gummischlauch war dann recht erfrischend, als Gummireifen in hohe Wellen, nur die Hector-Delfine, die lachten sich schlapp und schwammen glucksend vorbei. Und irgendwann krabbelten wir wieder an Land und drehten als Mensch weiter.
Mit den Königs-Albatrossen und Pinguinen hatten wir mehr Glück. Die größten Vögel der Welt flogen zum Greifen nah an uns vorbei, wir konnten ihren drei Wochen alten Nachwuchs beobachten, der aussieht wie ein aufgeplatztes Federkissen und auf Mama oder Papa wartete, die nach einem bis zu 1000km langen Flug mit dem Abendbrot zurückkommen sollten. Mein Protagonist des Arte-Films, der sich sehr gut mit diesen faszinierenden Vögeln auskennt, entstammt einer großen Maori-Familie. 1840 hatte sein Urgroßvater den „Treaty of Waitangi“, den ersten Vertrag zwischen Maoris und Europäern unterschrieben, der in die Geschichte eingegangen ist. Nachdem seinen Vorfahren 90% ihres Landes weggenommen wurde, weil Maori ursprünglich keinen Landbesitz kennen, sondern die Erde allen gehört, hat sich ihre Situation deutlich verbessert. Zumindest große Teile des Landes wurde den Maori zurück gegeben, an Neuseelands Schulen ist die Sprache der Maori Standart, so dass immer mehr Neuseeländer neben Endlich auch Maori sprechen, Straßenschilder und Ortsnamen sind vielerorts in Maori, es gibt staatliche maorische TV-und Radiosender (mit englischer Übersetzung) und in einigen vielen Orten wie staatlichen Museen sind die Ansagen zuerst in Maori, danach auf Englisch. Von Hoani, meinem Protagonisten, haben wir auch gelernt, dass man als Neuseeländer töten muss, um Leben zu bewahren. Deshalb schießt er wie viele Neuseeländer regelmäßig auf Ratten, Wiesel, Opossums – und Katzen. Zumindest auf jene, die die Albatross-und Pinguinküken gefährden könnten. Nach Sonnenuntergang watscheln die kleinsten Pinguine der Welt in Gruppen wie auf Verabredung an den Strand zurück, nachdem sie sich im Meer satt gegessen haben. Auch das durften wir beobachten. Still und staunend. (mit der Musik von Max Richter während einer Autofahrt mit dem Handy zusammengekloppt..und im komischen Format?!)