Da mir gleich die Finger abfrieren, nur ganz kurz an dieser Stelle. „Nepal ist toll“, sagt Antonia immer wieder. Das stimmt. Aber Nepal ist auch kalt, zumindest nachts zu dieser Jahreszeit, im tiefsten Winter. Heizungen gibt es nicht, und wenn, dann funktionieren sie nur, wenn der Strom nicht gerade wieder abgestellt wurde. Meistens wird der Strom abgestellt, eigentlich immer. Also Generator. Manchmal. Aber höchstensvon 18 bis 21Uhr. Eine Heizung haben wir in den Etablissements, in denen wir absteigen, eh nicht. Und wenn, „ist sie ganz neu und noch nicht in Betrieb“. Oder „gerade kaputt“. Dafür gibt es aber als Kompensation Wärmflaschen (der Erfinder sollte einen Orden bekommen oder den Wohlfühl-Nobelpreis) oder warme Worte. Denn egal, wo man hinkommt, alle sind hinreißend. Lachen. Winken. Scheinen sich zu freuen, dass man irgendwie da ist.
Was uns an Nepal so gefällt (muss abkürzen, weil Finger werden langsam taub):
- Die Berge. Klar. Ohne Worte. (Hier ein Schnappschuss vom Anapurna. Und zwei weiteren Giganten des Himalaya).
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Das Dorfleben, denn alles findet draußen statt: Haare waschen und Haare kämmen (jeder kämmt hier jedem die Haare, so sieht es von außem aus, ist natürlich Quatsch, aber vor jeder Hütte sieht man mindestens zwei Personen, die sich gegenseitig die Haare frisieren), Fußnägel schneiden, Wäsche waschen (von Hand natürlich), Essen kochen (in einer großen Schale über einem Feuer), Zeitung lesen, schlafen (! drei quatschen, der oder die vierte schläft, in der warmen Sonne, auf einer Decke vorm Haus), spielen (mit Karten, mit kleinen Steinen, mit uns unbekannten Dingen, Fußball). Mitten drin: Kühe, Ziegen, Hühner. Letztere vor und manchmal auch in den Häusern, denn die Haustüren sind immer offen. Das alles in einer sehr friedlichen Ko-Existenz.
- Weil hier alles kuntnerbunt ist. Die Häuser leuchten in pink, mintgrün, himmelblau, gelb, rostrot, aber niemals sind sie weiß oder grau. Auch die Kleidung: bunt, farbenfroh. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man schon schräg angeguckt wird, wenn man eine etwas auffälligere Farbe trägt. Hier: alles wirkt sehr lebensfroh. Sogar die LKW sind bunt (siehe Kleines Foto unten).
- Trotz der Armut und den harten, zum Teil fast archaischen Lebensumständen: die Menschen lachen sehr viel. Reden miteinander vorm Haus, vor den kleinen Läden, bei der Arbeit. Lachen sehr oft dabei. Ganz bestimmt ist es anmaßend zu behaupten, die Menschen hier wären zufrieden, aber nach außen hin wirken sie so. Wie es nach innen aussieht, bleibt uns in den kurzen Gesprächen natürlich verborgen.
- die Liebe zu Kindern. Kinder sieht man, wie die Erwachsenen, alle draußen spielen, essen, schlafen. Und lachen. Sie werden viel getragen, auch beim Wäsche aufhängen, bei der Ernte und beim einkaufen. Antonia und Helen werden behandelt wie kleine Prinzessinnen. Hauptsache, es geht ihnen gut. Sie werden bespaßt und lachen selbst sehr viel.
Vielleicht findet auch deshalb Antonia Nepal „toll“. Und weil die Eltern auf Safaris gehen mit roten Punkten im Gesicht, die hier alle tragen und die Glück bringen sollen (Foto rechts, wer genau hinguckt):
Was wir nicht so toll finden:
- einige der Top-Ziele, die in Reiseführern gepriesen werden. Wie Phokara, einen Ort, zu dem wohl alle pilgern. Man sieht den Anapurna und die „Eisriesen“, wie sie immer ehrfürchtig gepriesen werden, von Nahem. Klar. Und kann prima Treckingtouren machen. Aber man sieht auch: Souvenirshops, einen neben dem anderen, unzählige Touristenbusse und eine total eintönige, gesichtslose Stadt. Nebst langweiligem See, zu dem damals die Hippies gepilgert sind. Und heute die Massen aus aller Welt – bewaffnet mit Stativen und High Endrucksäcken.
Unsere Mägen scheinen sich an das Essen, bei dem man noch vorsichtiger sein muss als in Indien, gewöhn zu haben. Haben wohl Resistenzen entwickelt. Auch gegen die Schlaglöcher in den Straßen. Und volle Gefährte. Nach Phokara ging es in einer achstündigen Fahrt über Serpentinien und durch einen eineinhalb stündugen Stau in Kathmandu. In einem kleinen alten Taxi, das wir für uns vier gemietet hatten und in das plötzlich immer mehr Leute einstiegen, u.a. der Sohn des Fahrers und die Frau des Kochs von der Unterkunft, so dass wir uns bei jedem Halt fragten, ob gleich vielleicht die ganze Dorfgemeinschaft einsteigt, denn in Nepal haben wir gelernt, dass durchaus 20 Menschen in einem Minivan Platz haben…Wir versuchen uns anzupassen und die Entspanntheit des Daleih Lamas zu leben. Als erstes habe ich mir ein Büchlein mit seinen weisen Worten gekauft. Nun muss ich nur noch darin lesen. Und dann kommt die schwierigste Übung: die Anwendung…
Ein Mini Trecking haben wir sogar auch noch gemacht, zu einem der weltweit beliebstesten Spot für Paraglyder. Gucken reichte uns aber in diesem Fall…
Von Phokara aus dann nach drei Tagen weiter iin einem alten Bus in den Chitwan Nationalpark Richtung Süden. Über unbefestigte Straßen und Schlaglöcher, die so tief sind, das wir alle paar Meter zehn bis zwanzig Zentimeter vom Sitz abheben, und Helen einmal vom selbigen fällt. Zum Glück nichts weiter passiert. Danach weiter auf Ladefläche vom Jeep zu jetziger Unterkunft. Zusammen mit sehr netten jungen Chinesen, mit denen wir diese Tage zeitweilig verbringen.
Und schon überlegen wir: China. Wird sicher nochmal bereist (ich kenne nur Peking bisher und einen winzigen Teil der Mauer…und war total fasziniert).
Wir haben endlich mal an Freunde zu Hause geschrieben und es geschafft, die Karten auch einzustecken.
Im Dschungel Nepals auf der Suche nach dem Tiger, haben wir etwas gemacht, was wir sonst nie tun würden, aber : was tut man nicht plötzlich alles, wenn man Kinder hat, die schon leuchtende Augen bekommen, wenn sie das Wort Elefant nur hören. wir sind auf einem Elefanten geritten. Und stellten fest: Menschen gehören nicht auf Elefanten.
Unser zwanzigjähriges Tier wollte von Anfang nicht so wie sein Gebieter, stieß laute Geräusche aus und schnaubte, legte sich dann fast ganz zur Seite, so dass Helen und ich rutschten und fast vom Pferd, äh, Elefanten fielen und Äste ins Gesicht bekamen. Ich sah schon die Schlagzeile: „Deutsche von Elefant zerquetscht“, Helen hat geschrien, Antonia war starr vor Schreck. Franks Gesicht konnte ich nicht sehen, weil ich mich fast unter dem riesigen Tier befand und er irgendwo hoch oben… Nach dem Zwischenereignis haben sich alle wieder gefangen und wir konnten auch wieder lachen. Vor allem als wir auf den Dschungel-Highway kamen und den anderen sechs Elefanten nebst Aufsitzern begegneten.
Aber für den Elefanten war es sicher kein Spaß und wir gucken uns die Tiere lieber aus respektvoller Ferne an als sie reitend zu nerven. Dafür mögen wir Elefanten zu sehr.
Und besuchten auch noch eine Babyelefanten Kita, einer Aufzuchtstation für Elefanten. Nur der Kinder zuliebe, natürlich. :)
Um das kulturelle Leben jedoch nicht ganz sterben zu lassen auf dieser Reise, haben wir zusammen mit ca. hundert Nepalesen und ein paar wenigen Touristen hier im Dorf einer kulturellen Tanzveranstaltung beigewohnt und waren überrascht, denn auch hier waren Tiere im Spiel…
Schade, hier sollte eigentlich ein Filmchen kommen, aber das Hochladen klappt (noch) nicht. Mit dem IPad funktioniert der Blog leider nicht immer so wie ich gerne möchte. Deshalb an dieser Stelle nur ein Foto. Filmchen folgt (hoffentlich).
Mehr Bilder (es ist immer so schwer, eine Auswahl zu treffen) und Mini-Filmchen, denn wir haben auch eine großartige Band in Kathmandu gesehen, versuche ich später in den Blog zu stellen bzw. in die Galerie, einige von Franks Fotos sind dann später auf seiner homepage zu sehen und ein kleiner Essensbeitrag folgt auch – alles, sobald es etwas wärmer wird oder wir wieder eine Heizung haben. Und Zeit. Oooohmmm. Ab morgen sind wir in Hanoi und dort erwarten uns angenehme 22 Grad. Doch auch in Nepal gibt es nicht nur Gutmenschen: eine Frau im Bus, deren Jacke auf dem Sitz ich aus Versehen verschoben hatte, verzog das Gesicht und schimpfte. Kurz darauf spuckte sie die Kerne ihrer Mandarine auf den Sitz. Und auch das ist Nepal (und wäre in Deutschland eher ungewöhnlich, hier aber völlig normal, siehe oben): Unser Busfahrer nutzte die 5-minütuge Pinkelpause, um sich schnell vor dem Klo die Haare zu waschen. Links Die Stromversorgung in Kathmandu.
Um bei den Worten Antonias zu bleiben: Nepal bist toll. Und bunt. Nur den Tiger, den haben wir nicht gesehen.